(Choreographie Eike Haenel)
Rügen! Schon der Name dieser schönen, wildzerissenen Ostseeinsel fasziniert und läßt die Vorstellung einer nordisch zerklüfteten Landschaft mit Steilhängen, tiefen Wäldern, Hühnengräbern und verträumten Seen, die von Sagengestalten bevölkert sind, wach werden. Die Bläue von Himmel und Meer, das satte Grün der Küste und die wie weißer Marmor leuchtenden Kreidefelsen, die sanften Buchten, die vielen Inseln und Halbinseln machen dieses Stückchen Erde zur schönsten Insel Deutschlands.
Auch die Lieder und Tänze dieser Insel sind mystisch und melancholisch zugleich. So der Seehund-Tanz “Hal mit den Saalhund”, den die Fischer am Strand tanzten, kurz bevor sie in Ihre Boote stiegen, um ihn zu jagen. Denn der Seehund fraß ihnen den Fisch weg und zerriß ihre Netze, meinten sie. Oder den “Panitschenschoh”, ein eigenartiger, schriller Singtanz der Mädchen. Selbst Trinklieder auf Rügen sind melancholisch und traurig zugleich. So der Hans Naaber (Herr Nachbar), in dem tiefsinnig festgestellt wird, das kein Bier mehr in der Flasche ist.
Aber auch fröhlich und ausgelassen konnten die Bauernfischer sein – neben dem Fischfang betrieben sie auch Landwirtschaft. So am Abend, wenn sie im Dorfkrug, im Dorfgasthaus, ihren Nationaltanz den Schüddel de Büx (Schüttel die Hose) tanzten. Er konnte nur auf Rügen getanzt werden, denn zu ihm gehörten die rockartigen weiten Hosen der Mönchguter Fischertracht, die verhinderten, daß ihnen beim Fischfang Wasser in ihre Stiefel drang.